Stadträtin Barbara Akdeniz spricht bei der Wiedereröffnungsfeier am 24.08.2013 | Foto: Martin Rasch © ROPE

Anfang der 70er Jahre gibt es in Darmstadt-Kranichstein für Jugendliche kaum Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Auf Initiative von Eltern und Jugendlichen gründet sich 1971 der Verein Jugendclub Der Stall e.V.. Die Stadt Darmstadt stellt dem Verein 1973 einen ehemaligen Kuhstall an der Jägertorstraße 199 zur Verfügung, der zu einem Treffpunkt ausgebaut wird. Der Betrieb erfolgt weitgehend selbstverwaltet, die erste pädagogische Arbeit wird von zwei Studentinnen der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt ehrenamtlich geleistet.

Die Besucherzahlen steigen schnell, die Stadt Darmstadt genehmigt 1974 die Einrichtung einer Sozialarbeiter- sowie einer Jahrespraktikantenstelle. Bereits 1975 sind beide Stellen nicht mehr besetzt, der Vorstand des Stall e.V. tritt zurück. Durch Vandalismus werden die Räumlichkeiten zerstört. Der "Stall" erhält von der Stadt eine "letzte Chance" (!) zur Bewährung.

1976 wird ein neuer Vorstand gewählt und ein neuer hauptamtlicher Mitarbeiter sowie ein Jahrespraktikant eingestellt.

Die Jahre 1977-1982 sind durch hohe Fluktuation des Personals geprägt. Obwohl seit 1982 zwei Hauptamtlichenstellen zur Verfügung stehen, kommt die Vereinsarbeit Ende 1983 vollständig zum Erliegen. Die Stadt Darmstadt übernimmt für ein Jahr die Trägerschaft des Stalls.

1985 geht diese wieder an den Stall e.V. zurück. Der ehemalige Kuhstall wird abgerissen und die Jugendarbeit in den Räumen des Schlepperprüffelds in der Jägertorstraße 179 fortgesetzt.

Seither existiert neben der offiziellen Bezeichnung "Jugendclub Kranichstein" (mit "c") und dem Namen "Stall" auch der Name "Schlepper".

Ein neues Konzept für den Betrieb des Hauses sieht die Kooperation mit der kirchlichen Jugendarbeit und anderen Einrichtungen im Stadtteil vor – eine Tradition, die bis heute erfolgreich fortgesetzt wird.

Zwischen 1986 und 1995 kommt es immer wieder zu Änderungen beim Personal und zu teilweise heftigen Konfl ikten mit der Nachbarschaft und dem Jugendamt.Die Stadt kündigt 1996 den Vertrag mit Stall e.V., kommt aber weiter für Personal- und Sachkosten auf.

Vermehrte Auseinandersetzungen zwischen den Jugendlichen führen zu einer öffentlichen Diskussion um die Situation im Jugendclub, eine angemessene Betreuung der jugendlichen Besucher_innen scheint nicht mehr gewährleistet, die Situation eskaliert.

1998 übernimmt wiederum die Stadt Darmstadt die Trägerschaft. Zu Beginn des Jahres 1999 werden zwei neue hauptamtliche Mitarbeiter_innen eingestellt, die bereits im August des selben Jahres die Arbeit niederlegen.

Zwischen September 1999 und September 2000 werden noch drei weitere Jugend-Sozialarbeiter eingestellt, die alle ihren Dienst noch innerhalb der Probezeit oder kurz danach beenden.

In dieser Phase findet eine Richtung weisende Klausurtagung der Mitarbeiter_innen des Jugendclubs und des Ökumenischen Kinder- und Jugendhauses in Lindenfels statt. Grundlegende Zielrichtungen für die Stabilisierung der Jugendarbeit in Kranichstein werden entwickelt und den maßgeblichen Stadtteilakteuren im Bereich der Jugend- und Sozialarbeit (Schule, Kindergärten und Horte, Polizei, etc.) vorgestellt und diskutiert. Dies ist auch die 'Geburtsstunde' der "AG KOJAK" (Kooperation Offene Jugendarbeit Kranichstein). Zudem können einige Jugendliche im Umfeld des Jugendclubs gewonnen werden, um in einem einwöchigen Erlebniscamp in der Eifel an deren verantwortlicher Einbindung beim Wiederaufbau des Jugendclubs zu arbeiten. Dies geschieht durch Mitarbeiter der Jugendpflege, des Jugendclubs, des Ökumenischen Kinder- und Jugendhauses und Mitglieder von Netzwerk ROPE e.V.. Der Jugendclub ist in dieser Zeit nur unregelmäßig oder gar nicht mehr geöffnet.

Im Oktober 2000 übernimmt Netzwerk ROPE e.V. die Trägerschaft. Grundlegende konzeptionelle Überlegungen und Angebotsschwerpunkte sind: Die Bereitschaft zur Übernahme der Verantwortung bei schwierigsten Konfliktlagen mit den Jugendlichen (Drogen, Gewalt usw.), Beruhigung und ‚Entkriminalisierung‘ des Schlepper-Umfeldes, Beteiligung von Jugendlichen beim Wiederaufbau, Spezialisierung auf Sportangebote, Jungenarbeit, Gästegruppen, Festivalorganisation, Kooperation mit Schule, Nutzung der Projektakquiseerfahrung von Netzwerk ROPE e.V. für ergänzende Projekte.

Seit Januar 2001 findet wieder ein geordneter Jugendhausbetrieb statt. Der "Schlepper" / "Stall" / "Jugendclub" benennt sich in "JugendKlub Kranichstein" (mit "k" als Reminiszenz an den Stadtteil) um.

Ergänzend zum Regelbetrieb kommen weitere Projekte zustande: seit 2003 werden über das "Cliquenprojekt" sog. 'nomadisierende' Jugendcliquen angesprochen. Das Projekt folgt dem "peer-to-peer"-Ansatz. Hierin liegt die Chance, zum einen neue Kommunikationsräume zu schwierigen Jugendszenen langfristig zu etablieren. Zum anderen können 'exponierte' Jugendliche auch beruflich relevante Kompetenzen im Bereich niederschwelliger Jugendsozial- und Mediationsarbeit erwerben. Dieser Ansatz war auch Ausgangspunkt für ein europäisches Langzeitprojekt, um ähnliche Ansätze mit Partnern aus anderen Ländern weiter zu entwickeln ("E.A.S.Y.") und wirkte auf die Arbeit des JugendKlub positiv zurück.

Der JugendKlub ist seit 2004 immer wieder in von Netzwerk ROPE e.V. oder von seinen europäischen Partnern initiierte EU-Programme für und mit Jugendlichen involviert gewesen (z.B. Jugendbegegnungen "Act2Attract" und "Start Projects. Create Together").

Ein von Netzwerk ROPE e.V. organisierter Besuch des amerikanischen Kommunikationstrainers The Scary Guy gibt Ende 2007 wichtige Impulse für die Konfliktbearbeitung mit und zwischen benachteiligten Jugendlichen und für das eng an den JugendKlub angebundene Cliquenprojekt.

Bis Ende 2009 gelingt es, erfolgreich weitere Gästegruppen (u.a. Ramadan-Gruppe, Arabischkurs, Bands) an das Haus zu binden. Der JugendKlub führt mehrere LOS-Projekte im Stadtteil durch und übernimmt 2008 erstmals die Organisation des Bühnenprogramms für das Stadtteilfest "Bunte Wiese". In 2008 ist er auch Mitinitiator des "1. Kranichsteiner Kinder- und Jugendsportfestes".

Im Rahmen der Beschäftigungsgesellschaft ROPE e.V. und in Kooperation mit dem Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e.V., der Wissenschaftsstadt Darmstadt und der Agentur für Arbeit wird 2003-2005 die Idee in die Tat umgesetzt, Jugendliche mit geringen Chancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt in die Umbau- und Sanierungsarbeiten des JugendKlubs einzubeziehen und hierdurch für ihre berufliche Zukunft vor zu qualifizieren. Flankierend hierzu findet bis 2009 niederschwellige Berufsorientierung im JugendKlub statt.

Nachdem 2006 die Bauleitung wieder an den Eigenbetrieb Immobilenmanagement (IDA) der Wissenschaftsstadt Darmstadt übergegangen ist, kann ab 2009 Umbau bedingt kein Regelbetrieb in den Räumen des JugendKlubs stattfinden. Als Gast des Ökumenischen Kinder- und Jugendhauses findet die Offene Arbeit nun dort statt, während andere Angebote an der Erich Kästner-Schule (IGS) stattfinden (z.B. "Fussball in der Halle", "Fair Play-Kurse" zur sozialen Kompetenzentwicklung, "bewegte Mittagspause") oder die Sommerferienspiele in Kooperation mit anderen Einrichtungen des Stadtteils.

Im Sommer 2013 sind die Umbau- und Sanierungsarbeiten abgeschlossen und am 24. August 2013 fand die feierliche Wiedereröffnung des JugendKlubs statt.

Die Zeit der "Diaspora" wurde u.a. für die Erstellung einer neuen Konzeption für die Einrichtung genutzt. Sie wurde wurde im März 2013 von der Mitgliederversammlung von Netzwerk ROPE e.V., pünktlich zum sich abzeichnenden Wiedereinzug in die eigenen Räumlichkeiten beschlossen. Im Konzeptionsprozess, der zeitweise durch einen externen Moderator unterstützt wurde, sollte den aktuellen Fortentwicklungsnotwendigkeiten im Bereich der Qualitätssteigerung der Jugendbildungsarbeit Rechnung getragen und Neues wie zu Bewahrendes (auch aus dem Projekt "Netzwerk ABBA", 2009-2012) Eingang finden.

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