Die Lebende Bibliothek ermöglicht Begegnungen zwischen Minderheiten und Menschen, die zur Mehrheitsgesellschaft zählen. In einer Art Spiel, analog zu gängigen Bibliotheksregeln, schlüpfen Personen in die Rollen von "Lebenden Büchern" bzw. "Leser*innen".
Von Anfang an verstand sich die Lebende Bibliothek, erstmals 2000 in Dänemark veranstaltet, als ein Instrument zur kritischen Auseinandersetzung mit Stereotypen und Vorurteilen. Sie ist darauf angelegt, Vorstellungen und Einstellungen der Mehrheitsgesellschaft zu verändern, und dadurch langfristig diskriminierende Verhaltensweisen gegenüber Minderheitengruppen abzubauen.
Die Lebenden Bücher sind Menschen, die sich für Gespräche zur Verfügung stellen. Setting und formaler Ablauf der Veranstaltung sind über eine "Bibliotheksordnung" geregelt und garantieren einen geschützten Raum für Begegnung und Dialog. Wie in jeder Bibliothek können sich die Leser*innen in einem "Katalog" über die Bücher informieren. Bei Interesse können sie die Bücher dann für einen begrenzten Zeitraum, meist 30 Minuten, für sogenannte "Lesungen" bestellen. Leser*in und Buch unterhalten sich. In der Regel erzählen die Bücher von ihren Erfahrungen und die Leser*innen stellen Fragen, auch solche, die sie bisher vielleicht nie stellen konnten.